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Gemeinsam das Netzwerk gegen Armut spannen

Halbzeit-Bilanz im Modellprojekt KoBrA in Kamen, Lünen und Unna

Armut hat viele Gesichter, und in einem reichen Land viele Ursachen. Weil die vielfachen Hilfen des Sozialstaates die Betroffenen nicht umfassend erreichen und aus der Not befreien, beschreitet seit Juli 2020 ein Modellprojekt im Kreis Unna neue Wege. Unter Federführung der Werkstatt im Kreis Unna arbeiten die AWO (für das Quartier Kamen „Lüner Höhe“), IN VIA (für das Quartier Unna „Gartenvorstadt“), die Umwelt-Werkstatt (für Lünen Brambauer), das Jobcenter Kreis Unna, sowie die Städte Kamen, Lünen und Unna unter der Devise „Kooperative Bearbeitung regionaler Armut“ (KoBrA) zusammen. 1,6 Mio. € fließen vom Bund und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds im Rahmen des Programms „AktiF“ für diese Aufgabe. Anlässlich eines Fachtags im Berufskolleg der Werkstatt zogen die KoBra-Partner Zwischenbilanz. Und Torsten Göpfert, Sozialdezernent des Kreises, war sich sicher: „Davon werden alle Kommunen profitieren – Armut ist ein Thema, das uns alle angeht.“

Rund 1.600 Menschen leben nach vorläufigen Erkenntnissen in den drei-Wohnquartieren ohne ein ausreichendes Einkommen und vor allem ausgegrenzt vom gesellschaftlichen Leben. Der Ansatz im Projekt: „Wir gehen aktiv und gleichermaßen behutsamauf die Armutsbetroffenen zu und zwar dort wo sich ihr Leben abspielt“, erläutert Projektleiter Michael Wacker., Warum das nötig ist, schilderten die KoBrA Familienberaterinnen an vielen Beispielen: Da sind Menschen mit mangelnden deutschen Sprachkenntnissen, die von Formularen überfordert sind, andere kennen  mögliche Hilfsangebote schlichtweg gar nicht. Den Betroffenen Mut zu machen, sie zu stärken und  wertschätzend zu unterstützen ist Credo der Arbeit. Dazu gehört vor allem auch, sie aktiv und dauerhaft an Planung und Gestaltung ihrer Lebenssituation zu beteiligen.

Da ist zum Beispiel die alleinerziehende Mutter mit drei Kindern, die weder den Kita-Platz für die Jüngsten fand, noch wusste, dass ihre  schulpflichtigen Kinder einen Anspruch auf das Bildungs- und Teilhabepaket haben – und damit z. B. auf das kostenfreie Mittagessen. Die Beraterin füllte mit ihr gemeinsam die Formulare aus. Anstatt die Mutter wieder auf die Behördengänge zu schicken, wurden die gescannten Dokumente an das Jobcenter und die städtischen Stellen gemailt. Das setzt voraus, dass die Partner*innen in den unterschiedlichen Ämtern und Behörden mitwirken wollen und können, das betonten beim Fachtag die Vertreter*innen aller Beteiligten. Alle sind allerdings an Vorschriften gebunden und sehr oft in „Rechtskreisen“ gefangen, bestimmte Zuständigkeiten verhindern oft eine ganzheitliche Hilfe. Vom Betroffenen, vom Hilfesuchenden her zu denken, das braucht klare Vereinbarungen der Verantwortlichen in den Behörden,es braucht eine ganze Portion „Vertrauen“ der Helfer*innen untereinander und abgestimmte Arbeitskonzepte.  Was sich hier ändern soll und kann, das ermitteln die Partner*innen im Projekt in exemplarischen Fallbesprechungen. Wobei jetzt schon deutlich ist: Der Hilfebedarf ist in den Quartieren so unterschiedlich wie die Lage der Betroffenen. Mal ist es Wohnungsnot und fehlende Kinderbetreuung, mal fehlender Schulabschluss oder mangelnde Berufsperspektive, häufig Sprachschwierigkeiten. „Den Durchschnitt gibt es nirgendwo“ sagte Lars Czommer von der G.I.B. NRW, einer der Fachreferenten in der Veranstaltung. Die Erfahrungen und Erkenntnisse für die Leitungsebene bündeln, feste Verabredungen über neue Wege der Zusammenarbeit erarbeiten, das „Produktionsnetzwerk“ gegen Armut zu spannen – das sei die zentrale Aufgabe, so Martina Schu, von der Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich: „Es gelingt uns doch über weltweite Lieferketten am Ende des Tage ein Auto aus tausenden von Teilen so zusammen zu bauen, dass es haargenau den Vorstellungen des Kunden entspricht. Genauso muss auch die Hilfe für jede*n Armutsbetroffene*n organisiert sein. . Dazu braucht es immer eine klare Orientierung, im Mittelpunkt stehen die Hilfesuchenden und ihr existenzielles Bedürfnis ist Leitlinie für das Handeln in den Hilfenetzwerken .

Die Corona-Pandemie hat den Zugang zu den Betroffenen sehr erschwert Kitas und Schulen als Zugangsorte waren monatelang geschlossen, die „Vermummung“ per Maske macht den Aufbau einer Vertrauensbeziehung nicht einfach, sagte Holger Schelte, Projektleiter der Werkstatt. So fuhren die Berater*innen auch mal mit dem Caddy „vor die Haustüren“, plakatierten das Angebot in Mietshäusern, verteilten Flyer auf Spielplätzen und boten „Beratungsspaziergänge“ an. Deutlich mehr Frauen, mehr Migrant*innen und Alleinerziehende als erwartet nutzten KoBrA bisher, der Anteil der betroffenen Kinder war mit rund 180 doppelt so hoch wie geplant.

Wie es weitergeht? Die Ergebnisse des Fachtages sollen für die Weiterarbeit ausgewertet und direkt umgesetzt werden. Ziel ist die Verstetigung des Netzwerkes. „Auch wenn heute noch Einiges offen geblieben ist, sollten wir die Anregungen und Hinweise unbedingt berücksichtigen“ – unter dieser Aussage sammelten sich fast alle Teilnehmenden, voran die Jugendamtsleiter aus Kamen, Lünen und Unna.

Das Projekt „KoBrA“ wird von den Städten Kamen, Lünen und Unna sowie  im Rahmen des Modellprogramms „Akti(F) – Aktiv für Familien und ihre Kinder“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

 

 


Stadtrundgang zu historischen und aktuellen Orten der Migration

Das Projekt Fluchtwege bietet am 25. September im Rahmen von »bUNt international in Unna« einen Stadtrundgang an, der die aktuelle und historische Zuwanderungen von Menschen nach Unna in den Blickpunkt rückt.

Am Abschlusstag der Interkulturellen Wochen 2021 bietet das Projekt »Fluchtwege Unna« einen besonderen Stadtrundgang an: Angesteuert werde Orte, die mit zugewanderten Menschen eng zu tun haben. Zu erleben sind die Hintergründe und die Geschichte von Migrant:innen aus Vergangenheit und Gegenwart sowie ihr Verhältnis zur Stadt und zur Kultur Unnas. Mit dabei sind neu zugewanderte Menschen, die ihre ganz eigenen Migrationsgeschichten erzählen, ihr persönliches Erleben als Geflüchtete oder Eingewanderte in Deutschland und Unna schildern und auch für Fragen und Diskussionen der Rundgangbesucher:innen offen sind.

Michael Koch vom Projekt Fluchtwege Unna wird durch die Stadt führen. Treffpunkt ist um 15:30 Uhr der Stand des Projekts »Fluchtwege« auf dem Platz der Kulturen. Der kostenlose Rundgang dauert max. 1,5 Stunden.

Mehr Infos über das Projekt Fluchtwege Unna finden Sie hier: Link


Werkstatt bildet dringend gesuchte Pflegekräfte aus

Der Pflegenotstand wächst. Krankenhäuser, Senioreneinrichtungen und Pflegedienste suchen dringend ausgebildete Fachkräfte. Die Werkstatt im Kreis Unna engagiert sich für den Nachwuchs: Die staatliche anerkannte Pflegeschule der Werkstatt feierte am 31. August mit elf Absolvent:innen den erfolgreichen Abschluss ihrer dreijährigen Altenpflegeausbildung. Am 1. September startete ein neuer Lehrgang in die „generalistische“ Pflegeausbildung. Der Kurs mit 28 Teilnehmer:innen war schnell ausgebucht. Nach der dreijährigen Ausbildung können die Schüler:innen bei der Pflege von Menschen aller Altersgruppen und in allen Versorgungsbereichen aktiv werden: in Krankenhäusern, stationären Pflegeeinrichtungen und in der ambulanten Pflege.

Die Nachfrage spricht für das Angebot: Alle erfolgreichen Absolvent:innen haben einen Arbeitsplatz schon sicher. Von den acht Frauen und drei Männern, die ihre Prüfung bestanden, wechseln alle zu ambulanten Diensten und stationären Einrichtungen in Dortmund, Kamen, Unna und Hagen. Zwischen 21 Jahren und 53 Jahren sind sie alt, und der Wunsch „direkt mit Menschen und für Menschen zu arbeiten“, bewegte die meisten zur Pflegeausbildung. Das gilt auch für die Neustarter:innen.

„Unser Angebot richtet sich an alle Arbeitsuchenden, mindestens 16jährigen Frauen und Männer der Region, insbesondere an Menschen, die schon länger arbeitslos sind“, erklärt Doro Rengers, Abteilungsleiterin der Werkstatt. Die Ausbildung besteht aus dem theoretischen Teil, der in der Pflegeschule der Werkstatt an der Oberen Husemannstraße in Unna, absolviert wird. Die praktische Ausbildung übernimmt federführend eine der zahlreichen Pflegeeinrichtungen der Region, die mit der Werkstatt partnerschaftlich zusammenarbeiten. Mit dieser Einrichtung schließen die Pflegeschüler:innen den Ausbildungsvertrag ab, erklärt Jürgen Schilling, stellvertretender Schulleiter der Pflegeschule. Weitere Informationen erhalten Interessent:innen in der Pflegeschule unter Tel. 02303-98190-38 oder unter www.werkstatt-im-kreis-unna.de.

Die Berufsaussichten für die examinierten Pflegekräfte sind hervorragend: Bei erfolgreichem Abschluss werden sie meist sofort übernommen beziehungsweise finden in einer anderen Einrichtung einen sicheren Arbeitsplatz, berichtet Doro Rengers: „Die Untersuchungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Agentur für Arbeit sehen bis 2030 einen um über 50 Prozent steigenden Fachkräftebedarf im Kreis Unna.“


Arbeitsminister lobt Ausbildungsoffensive

Rückenwind für die Ausbildungsoffensive im Kreis Unna versprach Bundesarbeitsminister Hubertus Heil am 10. August beim Besuch im Qualifizierungszentrum der Werkstatt im Kreis Unna. Beim Fachgespräch mit Vertreter*innen der heimischen Wirtschaft, der Kammern, der Kreishandwerkerschaft, und den Chefs des Jobcenters und der Agentur für Arbeit warb der Minister für die Bündelung aller Kräfte in der Region. Zuviele Jugendliche beendeten die Schulausbildung noch ohne Abschluss, viel zu viele landeten in Warteschleifen und hätten eine unzureichende Berufsorientierung, während etwa das Handwerk dringend Fachkräfte suche. Dabei seien nicht nur die Jugendlichen in den Blick zu nehmen, sondern vor allem auch die Schulen und noch mehr die Eltern: „Da müssen wir ran“, sagte Heil. Die auf Einladung des heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten Oliver Kaczmarek versammelten Expert*innen sagten das zu. Bei der von der Werkstatt mit vorbereiteten Ausbildungsoffensive des Landrates sollen die Kräfte noch zielsicherer gemeinsam eingesetzt werden. Herbert Dörmann, Geschäftsführer der Werkstatt, war sich mit dem Minister auch einig: Gerade für benachteiligte Jugendliche müssten auch andere Formen der Schulausbildung, etwa das Lernen im Prozess der Arbeit, gefördert werden. Wenn es nach Hubertus Heil geht, werden sich auch die staatlichen Organisationen am Arbeitsmarkt wandeln: „Die Bundesanstalt für Arbeit muss zu einer Bundesanstalt für Qualifizierung werden.


Fachleute für die Online-Shops und Digital-Services

Werkstatt-Berufskolleg bildet E-Commerce-Kaufleute aus

Die vergangenen Wochen des Lockdowns zeigen, wie sich das Kundenverhalten und die Digitalisierungsprozesse in der Wirtschaft verändern bzw. beschleunigt haben. Unternehmen sind gezwungen, sich verstärkt auf den Internethandel und Online-Services zu konzentrieren. Die dafür benötigten Fachkräfte können Unternehmen nun selbst gemeinsam mit dem Werkstatt-Berufskolleg Unna ausbilden. Die Ausbildung findet zwei Tage in der Schule und drei Tage im Betrieb statt.

Kaufleute im E-Commerce werden schwerpunktmäßig im Einzel-, Groß- und Außenhandel ausgebildet. Grundsätzlich kann der Beruf aber in allen Unternehmen erlernt werden, die ihre Produkte ganz oder teilweise online vertreiben. Dies können z. B. Betriebe aus der Tourismusbranche, Dienstleistungsanbieter und Hersteller, Logistik- und Mobilitätsanbieter oder Finanzdienstleister wie Banken und Versicherungen sein. Inhalte sind neben den klassischen kaufmännischen Tätigkeiten der digitale Vertrieb und das Marketing: Hierzu gehört es, Nutzerverhalten zu analysieren, Produkte in den Online-Shop einzupflegen, das passende Bezahlsystem auszuwählen und auf verschiedenen Kanälen mit Kunden zu kommunizieren.

Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung können Kaufleute im E-Commerce in allen Wirtschaftsunternehmen arbeiten, die Waren und Dienstleistungen über das Internet anbieten und vertreiben, oder sie können Unternehmen beim Aufbau einer E-Commerce-Strategie unterstützen.

Das Werkstatt-Berufskolleg Unna hat für das neue Schuljahr 2021/2022 den Bewilligungsbescheid der Bezirksregierung Arnsberg zur Errichtung des Bildungsganges Kauffrau / Kauffmann im E-Commerce erhalten. Das ist ein wichtiger Schritt in der Umsetzung der unterrichtlichen Digitalisierungsstrategien.

Der dreijährige Ausbildungsberuf richtet sich an junge Leute, die mindestens einen Hauptschulabschluss aufweisen und Spaß am Umgang mit digitalen Medien haben. Lange ein engagiertes Team des Berufskollegs den Bildungsgang ausgearbeitet. Die Fachleute sind nun sehr neugierig auf die erste Ausbildungsklasse. Dank der guten digitalen Ausstattung in allen Klassenräumen, den mobilen Laptops, Smartboards, Dokumentenkameras und der Lernplattform Moodle verfügt das Werkstatt-Berufskolleg Unna über beste Voraussetzungen für das Unterrichten der angehenden Kaufleute im E-Commerce.

Das Besondere am neuen Angebot des Werkstatt-Berufskollegs Unna ist, dass die angehenden Kaufleute im E-Commerce in zwei Fremdsprachen, Englisch und Französisch, unterrichtet werden. Zudem bekommen sie Unterricht in den berufsbezogenen Lernfeldern (Geschäftsprozesse im Unternehmen, Steuerung und Kontrolle, Wirtschafts- und Sozialprozesse) und berufsübergreifenden Lernbereichen Sport, Religion, Politik, Deutsch und Datenverarbeitung.

Schülerinnen und Schüler, die Interesse an einer Ausbildung zum Kaufmann / Kauffrau im E-Commerce haben oder Unternehmen, die Kaufleute im E-Commerce ausbilden möchten, können ab sofort die Bildungsgang-Leitung das Werkstatt-Berufskolleg Unna kontaktieren: Agnes Schützenmeister: a.schuetzenmeister(at)werkstatt-berufskolleg.de und Marc Obermann: m.obermann(at)werkstatt-berufskolleg.de.

Weitere Informationen auch unter www.werkstatt-berufskolleg.de in der Rubrik Bildungsgänge. Direktlink: https://bit.ly/3w2LP02


Sorge über Jugend-Arbeitslosigkeit durch Corona-Einfluss

(25.05.2021) „Die Corona-Pandemie wirft uns bei unseren sozialpolitischen Erfolgen um Jahre zurück!“ Werkstatt Chef Herbert Dörmann zeichnet ein bedrohliches Bild. Die Langzeitarbeitslosigkeit ist explodiert, die Jugendarbeitslosigkeit steigt extrem, und ein Teil der jungen Generation droht langfristig gänzlich ohne Berufsabschluss zu bleiben: „Wir müssen alles daran setzen, dass nicht viele junge Menschen als Corona-Generation abgehängt werden“.

Langzeitarbeitslosigkeit explodiert

Die nüchternen Fakten sprechen für sich: Bis zum Ausbruch der Krise im März 2020 konnte die Langzeitarbeitslosigkeit von 7.000 (2017) auf 5.000 Betroffene reduziert werden. Bis April 2021 stieg die Zahl dann sprunghaft um 38 % auf 7.400 Langzeitarbeitslose an. Die Eingliederungschancen für diese Personengruppe sind aus Dörmanns Sicht denkbar schlecht, da der überwiegende Teil nicht über einen Berufsabschluss verfügt. Gerade Wirtschaftsbereiche, in denen Arbeitskräfte im unteren Qualifikationsbereich eingestellt werden, wie die Gastronomie oder die Zeitarbeit, liegen Corona bedingt derzeit am Boden.

Jugendarbeitslosigkeit steigt erheblich

Als dramatisch bezeichnet der Werkstatt-Geschäftsführer auch die Lage der Jugendlichen im Kreis Unna: Bis März 2020 war die Gesamtzahl junger Menschen unter 25 Jahren ohne Arbeit von 1.300 (2017) auf 900 gesunken. 1 Jahr später liegt die Anzahl der Betroffenen wieder bei 1.300 – ein Anstieg um fast 45% innerhalb eines Jahres.

Corona verschärft Benachteiligungen

„Die Corona-Pandemie hat damit schon vorhandene Problemlagen deutlich verschärft“, erklärt Dörmann. Soziale Benachteiligungen, wie die Arbeitslosigkeit der Eltern, das Aufwachsen in beengten Wohnverhältnissen, Sprachprobleme und ein geringes Familieneinkommen verstärken grundsätzlich das Risiko,  keinen Schulabschluss oder keine Lehrstelle zu erhalten. Unter Covid-19-Bedingungen kommt hinzu, dass oftmals förderliche Bedingungen zum Lernen zuhause, die nötige Technik zum Home-Schooling, die man sich mit Geschwistern teilen muss, und die Lernunterstützung aus der Familie fehlen.

In der Fachöffentlichkeit wird daher laut Dörmann befürchtet, dass z.B. die Zahl der jugendlichen Schulverweigerer und Schüler ohne Abschluss erheblich ansteigen wird. Wer keinen Schulabschluss schafft, hat denkbar schwierige Startbedingungen am Ausbildungsmarkt.

Ausbildungsmarkt unter Druck

Der ist ohnehin extrem angespannt – zum Einstellungstermin 2020 ging die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsplätze im Kreisgebiet allein in Industrie und Handwerk um 260 auf 1.840 zurück. Aktuell stehen jedem Ausbildungsbewerber rechnerisch nur  0,87 Ausbildungsplätze zu Verfügung. Jugendliche ohne Schulabschluss oder mit Hauptschulabschluss laufen Gefahr, keine Stelle zu finden. Hinzu kommt, dass durch Corona die Berufsorientierung in der Schulzeit und die persönliche Beratung weitgehend auf der Strecke blieben. Online-Formate konnten das nur bedingt ausgleichen, und so wissen viele junge Menschen nicht, welche Ausbildungsmöglichkeiten bestehen und wie sich die Anforderungen der Betriebe darstellen. Auch fehlt es häufig an geeigneten Bewerbungsunterlagen. So wundert es laut Dörmann nicht, dass trotz des Bewerberüberhangs viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, da Unternehmen und Bewerber im Moment nur schwer zusammen finden.

Gefahr der Entkopplung

Als ganz besonders problematisch erachtet der Werkstatt-Geschäftsführer, dass immer mehr Jugendliche kaum noch erreicht werden. Da die Schulen geschlossen waren, aber auch die Berufsvorbereitungsangebote und die persönliche Beratung der Arbeitsverwaltung nicht stattfinden durften, haben sich viele junge Menschen zurückgezogen, psychische Problemlagen haben deutlich zugenommen. „Wir müssen hier sehr darauf achten, dass nicht viele junge Menschen den Anschluss an Ausbildung und Beruf verlieren und von einer guten Zukunftsperspektive abgekoppelt werden“, betont Dörmann: „Das wird eine regionale Kraftanstrengung aller Akteure erfordern, die nicht in ein paar Wochen erledigt sein wird!“


Beratungsstelle Arbeit hilft gegen Ausbeutung und Erwerbsnot

(05.05.2021) Neues Angebot von Werkstatt im Kreis Unna und Multikulturellem Forum

Die Arbeitslosen-Beratungsstellen erweitern ihr Angebot: Nicht nur Langzeitarbeitslose, sondern auch die wachsende Zahl von Niedriglöhner*innen in prekären Beschäftigungssituationen sollen von den Hilfen der Fachleute profitieren. Für die „Beratungsstelle Arbeit“ kooperieren die Werkstatt im Kreis Unna und das Multikulturelle Forum. Das Land und die EU fördern die Beratungsstelle.

Die Werkstatt und das Multikulturelle Forum haben langjährige Erfahrung in der Unterstützung von Arbeitslosen. Seit 1996 bieten sie in ihren Beratungsstellen Hilfen beim Umgang mit Behörden, bei der Lösung persönlicher Probleme sowie den Zugang zu Ausbildungs- und Beschäftigungsangeboten an. Rund 2.000 Menschen nutzten bisher jährlich das Angebot der Arbeitslosenberatung, berichtet Herbert Dörmann, Geschäftsführer der Werkstatt im Kreis Unna. Und er geht davon aus, dass der Bedarf wächst: 16.800 Arbeitslose sind im Kreis Unna auf die Transferleistungen des Jobcenters (SGB II, Hartz IV) angewiesen, 7.000 oder deutlich über 40 % sind Langzeitarbeitslose. „Für viele tausend dieser Menschen im Kreis Unna ist das Leben von Leistungen der Grundsicherung für Arbeitssuchende ein Dauerzustand“, berichtet Dörmann. Kenan Küçük, Geschäftsführer des Multikulturellen Forums verweist darauf, es seien neben einer fehlenden Ausbildung vielfach persönliche Schwierigkeiten und Erkrankungen oder auch Sprachprobleme, die einen Ausweg blockierten. „Darüber hinaus gibt es immer mehr Menschen, die geringfügig beschäftigt sind und die Grundsicherung als Aufstocker*in benötigen“, so Küçük. Verschärfend komme hinzu: „Die Zahl der Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen wächst – darunter auch Arbeitskräfte, die in der Bauwirtschaft, in der Fleischindustrie und in der Landwirtschaft in ausbeuterischen Verhältnissen schuften.“

Den verschiedenen Hilfesuchenden will die „Beratungsstelle Arbeit“ bei der Existenzsicherung helfen. Dazu gehört nicht nur der Umgang mit Behörden, das Ausfüllen von Formularen, Erklärung von amtlichen Schreiben, sondern ebenso die Vermittlung von Hilfen bei Schulden, Krankheit oder Behinderungen. Werkstatt und Multikulturelles Forum haben dafür ein Netzwerk zu Jobcenter, Agentur für Arbeit, zu kommunalen Helfer*innen und vor allem auch zu über 2000 Unternehmen aufgespannt. Die Berater*innen sollen ganz individuelle Lots*innen für die Hilfesuchenden sein.

Anlaufstellen zum bewusst „niedrigschwelligen Angebot“ bietet die Beratungsstelle Arbeit sowohl im Werkstatt-Gebäude in der Gerhart-Hauptmann-Straße 29 in Unna sowie beim Multikulturellen Forum in Lünen in der Münsterstraße 46b oder in Bergkamen in der Präsidentenstraße 44. Daneben werden auch in Schwerte wöchentliche Sprechzeiten in den Räumen der S.I.G.N.A.L. (Jägerstraße 6) angeboten.

Weitere Informationen und Kontakt zur Beratungsstelle Arbeit:

Unna/Schwerte

Peter Höck (02304 94213-40 / p.hoeck(at)signal-schwerte.de)

Lünen/Bergkamen

Alessandro Gullo (02306 30630-21 / gullo(at)multikulti-forum.de)

 

 


Landrat startet Lehrstellen-Offensive - Kreistag gibt Rückenwind für breites Bündnis

25.03.2021

„Ausbildung ist Zukunft“, betont Landrat Mario Löhr, „und deshalb müssen wir gerade jetzt während der Pandemie eine Offensive für mehr Ausbildung im Kreis Unna starten!“ Der Kreistag hatte auf Antrag der SPD-Fraktion am Dienstag, 23. März beschlossen beim Thema Ausbildung weitere Maßnahmen zu ergreifen. Landrat Mario Löhr nimmt das als Rückenwind für die Gespräche mit vielen Akteuren, die er zur Vorbereitung einer breiten angelegten Initiative zurzeit führt.

Der Lehrstellenmarkt im Kreis ist seit Jahren extrem angespannt. Die Corona-Krise hat die Situation deutlich verschärft. Mario Löhr bekam jetzt Rückenwind von der Kreispolitik. Und so ruft der Landrat jetzt alle Partner zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung auf. Zusammen mit der Werkstatt im Kreis Unna hat Löhr den ersten Baustein dafür schon gesichert: Das Land finanziert mit rund 1 Mio. Euro zusätzliche Ausbildungscoaches und außerbetriebliche Lehrstellen.

Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ging zum Ausbildungsstart im letzten Sommer regional wie landesweit deutlich zurück. Über 15.000 Verträge wurden in NRW weniger abgeschlossen, 85 % davon durch Corona verursacht, erläutert der Landrat. Im Kreis blieben offiziell 155 Jugendliche unversorgt. Mehrere 100 junge Menschen suchten weiter eine Lehrstelle, leider erfolglos. Gleichzeitig klagen Unternehmen über Fachkräftenachwuchs und besetzten über 200 Stellen nicht, weil sie keinen geeigneten Jugendlichen fanden. Ein Trend, der seit Jahren steigt und der durch Corona erheblich verschärft wird. „Das darf so nicht weitergehen“, fordert Mario Löhr. „Wir können nicht riskieren, dass Teile der nachwachsenden Generation zu Coronaverlierern werden und auf der anderen Seite die Fachkräftelücke in den Betrieben immer größer wird“.

Startschuss Ausbildungsoffensive

Löhr ruft daher alle Partner der Region auf, „die Ärmel hochzukrempeln“ und mit ihm eine „Ausbildungsoffensive im Kreis Unna“ zu starten. Ziel ist, dass jedem Jugendlichen, der eine Lehre absolvieren will, auch ein Angebot unterbreitet wird. Einen ersten Erfolg kann der Landrat schon verzeichnen: Dem Chef der Werkstatt im Kreis Unna Herbert Dörmann ist es unter der Schirmherrschaft des Landrats und im Schulterschluss mit den Geschäftsführungen der Agentur für Arbeit Hamm und des Jobcenters Kreis Unna gelungen, erhebliche Landesmittel in die Region zu holen. 1 Mio. Euro will das Arbeitsministerium NRW mit seinem neuen Sonderprogramm „Kurs auf Ausbildung“ in die Hand nehmen, um Jugendliche anzusprechen, gezielt ihre beruflichen Wünsche und Interessen zu überprüfen und ihnen dann passgenaue Vorschläge für eine Berufsausbildung zu unterbreiten.

Gleichzeitig werden Unternehmen mit offenen Ausbildungsstellen über vorausgewählte Bewerber informiert und durch persönliche Kontaktherstellung mit den Jugendlichen zusammengebracht. Im Wege dieser 1:1 Vermittlung soll eine möglichst große Deckung zwischen den Wünschen der Jugendlichen und den Bedarfen der Unternehmen hergestellt werden.

Für junge Menschen, die trotz des Matching- und Coachingprozesses keine Stellen finden, finanziert das Land zusätzliche Ausbildungsplätze, die die Werkstatt im Kreis Unna einrichtet. Die Werkstatt kooperiert hier vor allem mit Betrieben, die wegen der Corona-Krise den finanziellen Aufwand der Ausbildung scheuen, obwohl sie ausbildungsberechtigt wären. Daher wird die Ausbildungsvergütung im ersten Jahr vom Land übernommen und der Ausbildungsvertrag mit der Werkstatt geschlossen. Mit den Unternehmen vereinbart die Werkstatt, dass sie den jeweiligen Jugendlichen ab dem zweiten Jahr übernehmen.

Langfristige Strategie

Für Landrat Löhr ist das ein denkbar guter Startschuss für seine Ausbildungsoffensive. Nach den Osterferien wird der Landrat dann alle Partner aus Industrie, Handel, Handwerk, der Gewerkschaft, der Arbeitsagentur und dem Jobcenter zusammen mit der Werkstatt im Kreis Unna einladen, um eine gemeinsame Strategie für die nächsten Jahre zu diskutieren. Hier könnten für den Landrat auch kommunale und Kreistochtergesellschaften mit einbezogen werden und eine Vorbildfunktion übernehmen. Dazu wird Löhr entsprechende Gespräche mit den Bürgermeistern/-innen im Kreis Unna aufnehmen. Und einen nächsten Meilenstein hat Löhr schon mit der Werkstatt im Kreis Unna fest im Blick: Die Bildungseinrichtung hat gemeinsam mit Arbeitsagentur-Chef Thomas Helm und Jobcenter-Geschäftsführer Uwe Ringelsiep einen erneuten Antrag beim Land platziert, um weitere 40 bis 60 landesfinanzierte Ausbildungsstellen in den Kreis Unna zu holen.

- Volker Meier -

(Quelle: www.kreis-unna.de)

Mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Europäischen Sozialfonds/ REACT-EU als Teil der Reaktion der Union auf die COVID-19-Pandemie.

 

 

 


Kunstprojekt „Respekt!“

Bereits im August 2020 führte die Werkstatt im Kreis Unna unter der künstlerischen Begleitung von Tania Mairitsch-Korte das Kunstprojekt „Respekt!“ im Rahmen der Aktionswochen Runder Tisch gegen Gewalt und Rassismus durch, dessen Ergebnisse seit dem 19.02.2021 im Re.mise Antik-Café ausgestellt sind.

Die Jugendlichen, die an dem Kunstprojekt teilgenommen haben, werden die Möglichkeit bekommen, ihre Kunstwerke trotz Corona-Beschränkungen live zu sehen. Der Öffentlichkeit dagegen werden sie vorerst lediglich hier, auf Facebook und Instagram digital vorgestellt.


Trittsicher: Palettenweise Arbeitsschuhe für Berufsbildung

ATLAS spendet 773 Paar für Teilnehmer der Werkstatt im Kreis Unna

Trittsicher zur Lehre und zum neuen Job: ATLAS spendete über 700 Paar Sicherheitsschuhe für die Teilnehmer*innen in den Lehrgängen der Werkstatt im Kreis Unna und deren Tochter Umwelt-Werkstatt. Die 773 Paar werden in allen Bildungs- und Beschäftigungsmaßnahmen eingesetzt, in denen auf feste Sohlen und eine Schutzkappe an der Schuhspitze ankommt, erklärte Kay Sprenger, Prokurist der Werkstatt: „Wir freuen uns, dass wir jetzt den Teilnehmer*innen eine solch hoch-wertige moderne Ausrüstung stellen können. Nicht nur im Land-schafts- und Gartenbau, sondern gerade in den Lager- und Logistikbe-reichen oder in Metall- und Holzwerkstätten ist das besondere Schuh-werk von großer Bedeutung – auch, um Verletzungen vorzubeugen.“ Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit hätten in den Werkstätten der „Werkstatt“ oberste Priorität. Die Spende im Wert von rund 30.000 Eu-ro helfe hier für eine besonders hochwertige Ausstattung der Men-schen zu sorgen. Profitieren können davon alle Erwachsenen und Ju-gendlichen, die bei der Werkstatt einen Einstieg in Ausbildung und Beruf oder eine Perspektive aus der Arbeitslosigkeit suchen. Hendrik Schabsky, CEO von ATLAS, sagte bei der Übergabe der Großspende: Das Unternehmen, das seit über 110 Jahren Sicherheitsschuhe in Dortmund fertigt, unterstütze gerne die Angebote der Werkstatt. Gera-de Menschen mit Benachteiligungen und Behinderungen sollten auf dem Arbeitsmarkt eine Perspektive haben. „Die Menschen brauchen eine Perspektive – und wir brauchen dringend in allen Bereichen Fachkräfte“, so Hendrik Schabsky. Eine sichere und moderne Ausstattung sei dabei unverzichtbar.


Gemeinsam Durchstarten im Kreis Unna

Weiterer Förderbaustein startet

Jungen Geflüchteten mit Duldung oder Aufenthaltsgestattung im Alter von 18 bis 27 Jahren mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, an Qualifizierung, Ausbildung und Arbeitsmarkt zu ermöglichen – das ist das Ziel des Projekts „Gemeinsam Durchstarten im Kreis Unna“. Gelingen soll das mit sechs Förderbausteinen – einer dieser Bausteine startete Anfang Dezember.

Das Kommunale Integrationszentrum Kreis Unna (KI) ist die geschäftsführende Stelle, die die Arbeit im Projekt koordiniert. Umgesetzt werden die einzelnen Bausteine von Wohlfahrtsverbänden und Bildungsträgern vor Ort. So kümmert sich die Werkstatt im Kreis Unna um ausbildungs- und berufsvorbereitende Kurse.

Organisiert werden drei Kurse mit einer Laufzeit von je sechs Monaten. Insgesamt 40 Plätze werden vor Ort in der Werkstatt in Unna angeboten. Ziel ist es, dass sich die jungen Geflüchteten praktisch in verschiedenen Gewerken ausprobieren können. Dabei wird Sprachförderung mit der Vorbereitung auf Ausbildung und Arbeitsmarkt verbunden.

Theoretischer und praktischer Teil

„Es gibt einen theoretischen und einen praktischen Teil“, erklärt Ingo Gall vom KI. „Im theoretischen Part gibt es eine Sprachstanderhebung und Potentialanalyse. Darauf wird aufgebaut und es gibt für die Teilnehmer viel zu lernen.“

Im praktischen Bereich können sich die Teilnehmer ausprobieren, erste Erfahrungen mit dem Handwerk, Arbeitsmitteln und Werkstoffen machen – oder schon erworbenes Wissen erweitern. Auch berufsbezogene Sprachkenntnisse und berufliche Kompetenzen werden vermittelt.

Ziel der Maßnahme

„Ziel ist die (Wieder-) Herstellung der Schul-/Ausbildungsreife oder Studierfähigkeit der Teilnehmenden“, ergänzt Jessica Wendel, Abteilungsleiterin für Jugendprojekte der Werkstatt. „Unsere motivierenden und tagesstrukturierenden Kurse sollen eine reale und individuelle Anschlussmöglichkeit für jeden Jugendlichen bieten.“

Von den insgesamt 40 Plätzen sind noch 30 Plätze frei – Interessierte oder auch Vermittler können sich bei Interesse an Jessica Wendel von der Werkstatt im Kreis Unna melden. Kontakt unter Tel. 0 23 03 / 25 41 39 89 oder per E-Mail an j.wendel@werkstatt-im-kreis-unna.de.

Organisiert wird das Projekt vom Kommunalen Integrationszentrum Kreis Unna (KI). „Gemeinsam Durchstarten im Kreis Unna“ setzt sich zusammen aus den beiden Landesinitiativen „Gemeinsam klappt’s“ und „Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“. Gefördert wird es vom Land NRW. 

 

Bild: Jessica Wendel, Leiterin Werkschule (r.), Ingo Gall, KI Kreis Unna (2.v.r.) und Helga Deußen, Lehrkraft der Werkstatt (l.) vor der Werkstatt. Foto Max Rolke Kreis Unna


Futur 2 – Es wird gewesen sein

Schon vor der Corona-Pandemie war die Ungewissheit der Zukunft der Arbeit gewiss: Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran, die gesellschaftlichen Transformationsprozesse sind gewaltig. Corona hat uns zu einem Stillstand kommen lassen, und bietet die Möglichkeit, uns die Frage zu stellen: Wie wollen wir zusammenleben?

Durch den gesamten November wurde geprobt, entwickelt und erzählt: Jugendliche aus Kurs und Projekt und der BvB-Pro/Werkstattjahr Unna fanden unter der Begleitung der Demokratietrainerin Dorothee Kuckhoff, des Lichtkünstlers Dawid Liftinger und des freien Theatermachers Steffen Moor wortwörtlich Formen, ihre Meinungen und Ideen auszudrücken. Die Jugendlichen durchliefen während des Projekts in drei 5er-Gruppen alle drei Workshops, konnten Einblicke in die Kunst des Lichts und des Erzählens gewinnen, ihre eigenen Lebenserfahrungen und Wirklichkeiten einbringen. Sie schufen Geschichten und Installationen zu einer Zukunft in und nach der Pandemie.

Am Freitag, dem 4. Dezember 2020 findet das Projekt einen feierlichen Abschluss, pandemiebedingt ohne Öffentlichkeit. Ab 17.00 Uhr wird am Qualifizierungszentrum der Werkstatt im Kreis Unna in der Oberen Husemannstraße 10 in Unna unsere Lichtkunstinstallation erstrahlen.

"Wir haben uns dazu entschlossen, die Kunst im öffentlichen Raum einfach auftauchen zu lassen." erklärt Dorothee Kuckhoff. Ab kommenden Freitag werden so die Menschen in Unna über kleine Interventionen im öffentlichen Raum stolpern.  "Mit einem Lichthaus an der oberen Husemannstraße zeigen wir von den Jugendlichen selbst entwickelte Installationen" ergänzt Dawid Liftinger. "Über QR-Codes, die wir in der Öffentlichkeit platzieren, gelangen die Menschen in Unna zu einer Audiotour, der sie in die Ideen- und Lebenswelten der Jugendlichen mitnimmt" führt Moor aus. "Die Zugänglichkeit von Kunst für jeden, auch in Zeiten einer Pandemie, war uns wichtig".

Die Pandemie wird uns noch eine Weile, ihre Folgen noch länger begleiten. Doch Jugendliche der Werkstatt im Kreis Unna setzten ein Zeichen – Wir artikulieren uns, unsere Gedanken und Meinungen sind und bleiben sichtbar und relevant.

gefördert vom


Spenden gesucht! Kleidung, Spielzeug und internationaler Lesestoff

Gemeinsam mit dem Integrationsrat Unna und der Initiative WeltOffen rufen wir zu einer besonderen Spendenaktion auf.

Gebraucht werden Kleidung und Spielzeug für geflüchtete Menschen in der Erst-Aufnahme-Einrichtung (EAE) in Unna-Massen.

Weil die EAE in Massen nur wenig Platz zur Lagerung der Spenden hat, versorgen wir die Einrichtung über unsere "AGH Kleiderkammer" mit gespendeter Kleidung und Spielzeug.

Spenden können montags - freitags zwischen 8.00 und 14.00 Uhr in unserem Standort in der Viktoriastr. 17 abgebeben werden.

Dringend benötigt werden Bekleidungen aller Art für Kinder und Erwachsene. Im Moment wird insbesondere Winterkleidung  benötigt.

(aus hygienischen Gründen können wir gebrauchte Bettwäsche, Unterwäsche und Stofftiere nicht annehmen).


Demokratieprojekt „Kinder haben Rechte – so geht Partizipation“

Verschoben ist nicht aufgehoben!

Unser Demokratieprojekt „Kinder haben Rechte – so geht Partizipation“ wurde durch das SARS-CoV-2-Infektionsgeschehen im Kreis Unna und die damit verbundenen Einschränkungen auf der Zielgraden jäh gestoppt, bleibt aber auf stand by. Sobald die Lage es wieder zulässt, werden wir das Projekt umsetzen, vielleicht in einer anderen Form als gedacht. Denn für uns steht fest: Nur eine Gesellschaft, in der Kinder und Jugendliche ernst genommen werden und mitgestalten können, wird wirklich kinderfreundlich und damit zukunftsfähig. Gerade in den Zeiten einer Pandemie, in denen die Rücksicht auf besonders Gefährdete Einschnitte in Freiheiten und Beschränkungen mit sich bringt, müssen Kinder und Jugendliche ihren Rechten, wie etwa auf Bildung und Entwicklung, auf Spiel und Freizeit, auf Gesundheit und Sicherheit Geltung verschaffen können, muss Beteiligung gelebt werden können.


Werkstatt bildet dringend gesuchte Pflegekräfte aus: Staatliche Pflegeschule startet mit ausgebuchtem Kurs

Der Pflegenotstand nimmt in Zeiten der Corona-Pandemie Besorgnis erregende Zustände an. Krankenhäuser, Senioreneinrichtungen und Pflegedienste suchen dringend ausgebildete Fachkräfte. Die Werkstatt im Kreis Unna engagiert sich für den Nachwuchs: Die staatliche aner-kannte Pflegeschule der Werkstatt startete im Oktober die neue „generalistische“ Pflegeausbildung. Der Kurs mit 25 Teilnehmer*innen war schnell ausgebucht. Nach der dreijährigen Ausbildung können die Schüler*innen bei der Pflege von Menschen aller Altersgruppen und in allen Versorgungsbereichen aktiv werden: in Krankenhäusern, stationären Pflegeeinrichtungen und in der ambulanten Pflege.
„Unser Angebot richtet sich an alle Arbeit suchenden, mindestens 16jährigen Frauen und Männer der Region, insbesondere an Men-schen, die schon länger arbeitslos sind“, erklärt Doro Rengers, Abteilungsleiterin der Werkstatt. Die Ausbildung besteht aus dem theoreti-schen Teil, der in der Pflegeschule der Werkstatt an der Oberen Husemannstraße in Unna, absolviert wird. Die praktische Ausbildung übernimmt federführend eine der zahlreichen Pflegeeinrichtungen der Region, die mit der Werkstatt partnerschaftlich zusammenarbeiten. Mit dieser Einrichtung schließen die Pflegeschüler*innen den Ausbildungsvertrag ab, erklärt Jürgen Schilling, stellvertretender Schulleiter der Pflegeschule. Weitere Informationen erhalten Interessent*innen in der Pflegeschule unter Tel. 02303-98190-38 oder unter www.werkstatt-im-kreis-unna.de. Die Berufsaussichten für die examinierten Pflegekräfte sind hervorragend: Bei erfolgreichem Abschluss werden sie meist sofort übernommen beziehungsweise finden in einer anderen Einrichtung einen sicheren Arbeitsplatz, berichtet Doro Rengers: „Die Untersuchungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Agentur für Arbeit sehen bis 2030 einen um über 100 Prozent steigenden Fachkräftebedarf im Kreis Unna.“


KoBrA - ein Modellprojekt für Kamen, Lünen und Unna: Aus der Armut zurück in das gesellschaftliche Leben

Armut versteckt sich in einem reichen Land: Rund 1.600 Menschen in der Unnaer Gartenvorstadt, in Lünen-Brambauer oder auf der Lüner Höhe in Kamen leben nach vorläufigen Erkenntnissen ohne ein ausreichendes Einkommen – ausgegrenzt vom gesellschaftlichen Leben. Die klassischen Hilfen des Sozialstaates, ob Sozialamt, Jugendamt, Schulen oder Jobcenter, erreichen diese Familien, Alleinstehende und auch Alleinerziehende nicht umfassend.

Abhilfe will jetzt ein Modellprojekt schaffen, das der Bund mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds im Kreis Unna finanziert: ca. 1,6 Mio. € fließen nun ab 2020 für die „Kooperative Bearbeitung regionaler Armut“ (KoBrA) für das Vorhaben, bei dem unter der Federführung der Werkstatt im Kreis Unna maßgeschneiderte und individuelle Hilfen für die - und vor allem zusammen mit den Betroffenen (Hilfebedürftigen) gesucht werden.

Das Modellprojekt will die Praxis, dass sich die Betroffenen selbst um Auswege, um Anträge, Formulare und Hilfen kümmern müssen, umdrehen. An vertrauten Orten wie „in Kitas, in lokalen Treffpunkten, wie etwa den „Haltestellen“ in Lünen, in Schulen oder in Beschäftigungsförderangeboten“ sollen speziell geschulte Beratungskräfte diese Menschen mit hohem Beratungs- und Hilfebedarf auffinden und ansprechen. Die Berater* innen arbeiten dabei eng mit den lokalen Hilfestellen zusammen.


Ziel ist es, mit den Armutsbetroffenen Menschen eine Perspektive zu finden, die genau auf ihre Situation zugeschnitten ist. Ziel ist es, dass Betroffene zu Beteiligten werden. Das ist ein innovativer Arbeitsansatz, aber auch eine mehr als anspruchsvolle Aufgabe. Basis dafür ist eine respektvolle Haltung und ein ziel- und zielgruppenspezifisches Beratungsverständnis und Beratungshandeln der Akteure.

Von dem Projekt erwarten sich der Bund, der Kreis, das Jobcenter und die beteiligten Kommunen ein neues Konzept zur Bekämpfung der Armut.

Als Projektträger von KoBrA hat die Werkstatt im Kreis Unna die AWO (für das Quartier Kamen „Lüner Höhe“), IN VIA (für das Quartier Unna „Gartenvorstadt“), die Umwelt- Werkstatt (für Lünen Brambauer) als Teilprojektträger und als Projektpartner das Jobcenter Kreis Unna, sowie die Städte Kamen, Lünen und Unna gewonnen. Alle Partner waren von Beginn an aktiv an der Projektentwicklung beteiligt. Auch der Kreis Unna sitzt mit im Boot, geht es doch um die Entwicklung einer kreisweiten Strategie und einer guten Praxis der Armutsbekämpfung. Die Teilprojektträger haben unterschiedliche Zugänge zur Zielgruppe und sind allesamt in lokalen Netzwerken verankert.

Das Projekt „KoBrA“ wird im Rahmen des Programms „AktiF “ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

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Regionales Ausbildungsmanagement: Passgenaue Beratung als Modell für ganz NRW

Ausbildungsfähige Jugendliche finden keine Lehrstelle, Ausbildungsbetriebe können ihre Nachwuchsstellen nicht besetzen, weil sie nicht den passenden Bewerber finden. Das „Regionale Ausbildungsmanagement“ im Kreis Unna hatte es sich erfolgreich zum Hauptanliegen gemacht, Betriebe und Jugendliche passgenau zusammenzubringen. Das Modellprojekt wird jetzt im Lande Schule machen: Die Impulse werden bei der laufenden Neugestaltung des Übergangssystems von Schule zu Beruf einfließen. Dies sicherten Stephanie Pudenz, Referatsleiterin im Ministerium für Schule und Bildung, sowie Dr. Jens Stuhldreier, Referatsleiter im NRW-Arbeitsministerium, zu. Auf Einladung von Landrat Makiolla tagte am 9. September eine hochkarätige Expertenrunde im Kreishaus.

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Kunstprojekt 2020 RESPEKT!

„Besser ein Messer als ein Wort…“ (Hilde Domin)

Jugendliche der Jugendhilfe und der Bildungsprojekte der Werkstatt im Kreis Unna setzten sich vom 18. bis zum 20. August 2020 mit eigenen Erlebnissen zum Thema Cybermobbing und eigenen Mobbing-Erfahrungen kreativ auseinander.

Ein großer Gänsehautmoment für alle Teilnehmenden waren die Zeilen eines Teilnehmers: „Respekt sind unsere Flügel, die wir selbst gar nicht sehen. Auch wenn sie nicht sichtbar sind, sollten wir sie dem Gegenüber zeigen. Kümmert euch um eure Flügel und zeigt Respekt!“

Unter Anleitung der Künstlerin Tania Mairitsch-Korte entstanden eindrucksvolle Kunstwerke. „Ich bin begeistert, was wir in den 3 Tagen geschafft haben: Vom Kennenlernen in der Gruppe über ein Fotoshooting und eine Filmvorführung bis hin zu Bildern im Graffiti-Stil auf Leinwand und Holz“, so Tania Mairitsch-Korte.


Regionales Ausbildungsmanagement

Passgenaue Beratung als Modell für ganz NRW?

Ausbildungsfähige Jugendliche finden keine Lehrstelle, Ausbildungsbetriebe können ihre Nachwuchsstellen nicht besetzen, weil sie nicht den passenden Bewerber finden. Diese schon typische Situation der Vorjahre könnte sich im Zuge der Corona-Pandemie bis zum Herbst erheblich zuspitzen, wenn Betriebe in wirtschaftlichen Notsituationen ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen können. Das „Regionale Ausbildungsmanagement“ im Kreis Unna hatte es sich erfolgreich zum Hauptanliegen gemacht, Betriebe und Jugendliche passgenau zusammenzubringen. Ob das Modell nun auf andere Regionen übertragbar ist und auch Lösungen für die aktuelle Krise bietet, das wollen die Arbeitsmarkt-Akteure jetzt mit den zuständigen Landesministerien klären. Auf Einladung von Landrat Makiolla werden dazu Anfang September zwei hochrangige Vertreter des Landes ins Kreishaus kommen.

Von 2018 bis 2019 wurden im Rahmen des Modellversuches „Regionales Ausbildungsmanagement“ (RAM) unter der Regie der Werkstatt im Kreis Unna im Kreis Unna/Hamm über 1.000 Jugendliche und mehr als 250 Betriebe erreicht und intensiv beraten. Am Ende fanden nach passgenauer Vermittlung 100 junge Menschen den Weg zum Berufsabschluss. Entwickelt und getragen wurde der innovative Ansatz von den Geschäftsführungen und Leitungen aller relevanten Arbeitsmarktakteure, von der Bundesagentur für Arbeit und den beiden Jobcentern im Kreis Unna und Hamm, über die IHK zu Dortmund, die Handwerkskammer und die Kreishandwerkerschaft Hellweg, den DGB bis hin zum Kreis Unna. Zentrale Zielgruppe waren Jugendliche ohne Berufsabschluss an den Berufskollegs der Region. Die praktische Umsetzung erfolgte durch die Werkstatt im Kreis Unna, die auch die Förderung beim Arbeitsministerium NRW und dem europäischen Sozialfond einlobte.

Die Auswertung der beteiligten Partner Ende 2019 fiel überaus positiv aus, und man verabredete sich darauf, gemeinsam mit den zuständigen Ministerien (Arbeit und Schule) Bilanz zu ziehen. Durch die Corona-Krise musste die für das Frühjahr geplante Zusammenkunft in den kommenden September verschoben werden. Am 9.9. werden nun die zuständigen Gruppenleiter, aus dem Arbeits- und dem Schulministerium im Kreishaus erwartet und mit den regionalen Akteuren zusammentreffen. Gemeinsam will die hochkarätige Runde prüfen, wie die Erfolge des Regionalen Ausbildungsmanagements fortzusetzen und nach Möglichkeit zu verstärken sind.

Landrat Michael Makiolla hofft: „Es wäre gut und wünschenswert, wenn das Land erfolgreiche Elemente des regionalen Ausbildungsmanagements, wie etwa die zielgerichtete Beratung von Berufsschülern, in sein Regelsystem einarbeiten würde. Dies könnte sowohl grundsätzlich beim Kampf gegen den Fachkräftemangel helfen als auch in der momentanen Corona-Krise eine wichtige Unterstützung bieten“. Für Werkstatt-Geschäftsführer Herbert Dörmann sprechen die aktuellen Ausbildungszahlen für sich. Von den 2.227 Lehrstellenbewerbern im Kreis waren im Juni noch immer 909 unversorgt. Auf der anderen Seite blieben bisher noch 730 der 1.887 Ausbildungsstellen unbesetzt: „Es wird eine Daueraufgabe bleiben, Jugendliche gerade aus den Berufskollegs und Stellen in der Region systematisch zusammenzubringen“, sagt Dörmann.

 

Mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Europäischen Sozialfonds.                       


Werkstatt im Kreis Unna fand Corona-Schutz in der Nachbarschaft

Syrischer Schneider fertigt Alltagsmasken für Berufskolleg

Hunderte von Berufsschüler*innen, hunderte von Lehrer*innen und Mitarbeiter*innen brauchen einen Mund-Nase-Schutz: Das Beschaffungsproblem löste die Werkstatt im Kreis Unna schnell in der Nachbarschaft: Rodin Khalaf, ein 2015 aus Syrien geflüchteter Schneider, näht jetzt in seinem kleinen Geschäft ("Rodi") an der Unnaer Gerhart-Hauptmann-Straße 700 sogenannte „Alltagsmasken“ für den Corona-Schutz.

Der Schneider arbeitet nur wenige Häuser neben der Jugendwohneinrichtung der Werkstatt – auch unweit vom Nordring, wo die Zentrale des Bildungsunternehmens und das Werkstatt-Berufskolleg wirken. „Auch wenn bei dem vom Land vorgegebenen Unterrichtsbeginn in unserem Berufskolleg keine Maskenpflicht verordnet wurde, war es uns wichtig, alle Schüler*innen und unsere Mitarbeiter*innen mit Masken ausstatten zu können. Die Masken bedeuten ein wenig gefühlte Sicherheit in einer doch insgesamt für alle Beteiligten verunsichernden Gesamtsituation“, erklärt Holger Schelte, Prokurist der Werkstatt: Viele der Schüler*innen konnten sich selbst nicht mit Masken versorgen. „Da wurde unser Angebot der Lieferung dankbar angenommen. Die meisten der jungen Menschen kommen mit Bus und Bahn zur Schule, dabei müssen sie einen Mund-Nasenschutz tragen.“

Der Auftrag an einen lokalen Hersteller und Dienstleister sei nicht der einzige, berichtet Carsten Winkler, Chefeinkäufer der Werkstatt im Kreis Unna. „Die Maskenproduktion ist stellvertretend für zahlreiche sehr gute Geschäftsbeziehungen, die wir mit lokalen Unternehmen aus dem Kreis Unna pflegen. Im Zuge der Corona-Krise haben wir viele kurzfristige Hilfen zum Beispiel bei der Beschaffung von Desinfektionsmitteln oder Hygienematerial bei den regionalen Anbietern erfahren.“

 



Corona-Krise: 500 Mitarbeiter und über 2.000 Bildungsteilnehmer*innen betroffen

Werkstatt im Kreis Unna: 500 Mitarbeiter und über 2.000 Bildungsteilnehmer betroffen ++ Berufskolleg und Lehrgänge geschlossen ++ Beratungsangebote verstärkt

Eine Bildungswerkstatt im Krisenmodus: Nicht alles geht digital

An normalen Tagen kümmern sich die rund 500 Mitarbeiter*innen der Werkstatt im Kreis Unna mit ihren Tochterunternehmen um über 2.000 Menschen in Berufsvorbereitung, Qualifizierung, Ausbildung und Beschäftigung. Seit vergangener Woche arbeitet die Werkstatt im Krisenmodus gegen Corona. Das eigene Berufskolleg mit 650 Schüler*innen ist geschlossen, die jungen Teilnehmer*innen werden überwiegend digital in virtuellen Klassenräumen unterrichtet. Während die Ausbildung für benachteiligte 90 Jugendliche weiter läuft, mussten rund 50 Bildungslehrgänge für 1.000 Teilnehmer*innen in der Region seit 17. März geschlossen werden. „Wir versuchen den Kontakt zu den Menschen per Telefon oder Mail zu halten und Unterstützung in allen Lebenslagen zu geben“, erklärt Herbert Dörmann, Geschäftsführer der Werkstatt im Kreis Unna. Das ist schwer: „Viele verlieren jetzt soziale Kontakte und den geregelten Lebensalltag. Gerade Langzeitarbeitslose mit vielen persönlichen Problemen sind häufig in der Pandemie extrem gefordert.“

Die Beratungsangebote hat die Werkstatt deshalb stabil gehalten: Die Erwerblosenberatungsstelle (02303 283-135, mail: alz_unna(at)werkstatt-im-kreis-unna.de) ist gerade für neue Betroffene in der Krise wichtig. Die Flüchtlingsberatungsstelle 02303 2805-246 mail: fluechtlingsberatung(at)werkstatt-im-kreis-unna.de arbeitet ebenfalls weiter. Die Ausbildungsstellen-Vermittlung für 65 Jugendliche wurde auch auf telefonische und digitale Unterstützung umgestellt. Und auch die Jugendwohneinrichtung mit ihrer Über-Nacht-Betreuung wird uneingeschränkt weitergeführt.

Nicht zu digitalisieren sind hingegen die Berufsfeld-Erkundungen und Potenzialanalysen, die die Werkstatt sonst für über 3.000 Schüler*innen der allgemeinbildenden Schulen durchführt. „Die praktische Erfahrung in einer Metall- oder Holzwerkstatt ist durch Handy und Tablet nicht zu ersetzen“, sagt der Werkstatt-Geschäftsführer. Im Zuge der Kontaktreduktion geschlossen werden mussten auch die Sozialkaufhäuser und die Tafel, die die Werkstatt bisher über ihre Tochter Signal in Schwerte anbot.

Kleiner Hoffnungsschimmer: Auch gemeinnützige Einrichtungen wie die Werkstatt partizipieren an den Förderungen durch den Rettungsschirm des Bundes. 75 Prozent der bisherigen Zuschüsse will der Bund aus dem Hilfspaket zahlen. Zusätzlich muss für rund 200 Beschäftigte Kurzarbeitergeld beantragt werden. Wobei die Informationslage und die Anforderungen an das Krisenmanagement täglich wechselten, berichtet Dörmann: „Über 100 Erlasse, Rundschreiben, Gesetzesvorlagen, Präzisierungen, Rücknahmen, Neufassungen innerhalb von nur zwei Wochen.“ Und dabei sei die Lage gerade für die Mitarbeiter*innen im Bildungsbereich besonders problematisch: „Es gibt keine komfortablen Vergütungen. Kurzarbeit kann viele an den Rand zum Hartz-IV-Bezug bringen.“

Lehrstelle gesucht? So findest Du die passende Ausbildung!

Kurz vor Schuljahresende noch keine Berufsausbildung in Sicht? Lehrstelle gesucht und noch nicht gefunden? Ausbildungsfähigen Jugendliche bietet die Werkstatt im Kreis Unna jetzt umfassende Hilfen an: „So findest Du die passende Ausbildung!“ ist das Motto des Projektes „Regionales Ausbildungsmanagement“ (RAM). Die Lücke zwi-schen dem Lehrstellen-Angebot und der Nachfrage will ein breites Bündnis aus Wirtschaft, Arbeitsmarkt-Experten, Berufsschulen und Politik mit Hilfe der Werkstatt-Profis schließen.

„Die Initiative richtet sich vorwiegend an Jugendliche, die die schulischen Voraussetzungen für eine Ausbildung mitbringen, bisher jedoch keinen Ausbildungsplatz finden konnten“, sagt Hanna Stoewe, Abteilungsleiterin der Werkstatt. Für diese jungen Menschen hat „RAM“ ein umfassendes Angebot: „Wir bieten einen Kompetenzcheck, in dem Stärken und Interessen genau ermittelt werden. Danach begleiten unsere Ausbildungsmanager die Jugendlichen bei dem Weg in eine Lehrstelle. Sie helfen bei der Suche nach einem passenden Ausbil-dungsplatz, vermitteln Praktika.“ Und wenn dann die richtige Lehrstelle gefunden ist, unterstützen die Profis sowohl die Auszubildenden wie die Lehrbetriebe bis zu fünf Monate nach dem Ausbildungsstart.
Gleiche Unterstützung gibt es für Betriebe, die vielfach vergebens Auszubildende suchen: Ihr Nachwuchsbedarf wird detailliert aufgenommen, danach werden ihnen passgenaue Bewerber/innen vorge-stellt. Die Ausbildungsmanager der Werkstatt stehen beiden Seiten begleitend zur Verfügung, um so vorzeitigen Ausbildungsabbrüchen zu begegnen, die aktuell bei jedem 4. Ausbildungsvertrag zu verzeichnen sind.